N3GZ-Nachwuchstagung: “Künstliche Intelligenz und Automatisierung in der Verwaltung”

Ort: Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
Zeit: Freitag, 7. Februar 2020 ab 15.30 Uhr bis Samstag, 8. Februar 2020 um 14 Uhr

Das Thema

Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung gelten als kommende Schlüsseltechnologien für den öffentlichen Sektor. Doch was sind die Anwendungsfelder, Potenziale und Herausforderungen von datenbasierten und regelgebundenen Algorithmen in der Verwaltung jenseits der Marketingversprechen? Dem möchten wir mit unserer Tagung gemeinsam auf den Grund gehen.

Wir freuen uns über Vorträge aus Praxis und Wissenschaft zu folgenden Fragen und darüber hinaus:

  • Für welche Anwendungsfälle in der Verwaltung können KI und regelgebundene Automatisierung sinnvoll eingesetzt werden?
  • Was bedeutet KI für die Arbeitsorganisation und Entscheidungsprozesse in der öffentlichen Verwaltung?
  • Was bedeutet Verwaltungs-KI für die Bürger:innen und Verwaltungsmitarbeitenden?
  • Welche rechtlichen Fragen wirft der Einsatz von KI auf?
  • Welche Kosteneffekte sind zu erwarten?
  • Welche Erfahrungswerte gibt es bereits in Deutschland und andernorts?

Die Vorträge

Jede:r Teilnehmende trägt einen 5-15minütigen Impulsvortrag zum Tagungsprogramm bei, der zur weiteren Diskussion anregt.

Wir freuen uns über Erfahrungsberichte aus der Praxis – Verwaltung und Wirtschaft – ebenso wie über wissenschaftliche Analysen aus allen Disziplinen.

Zur Orientierung hilft ein Blick auf die Nachlese zum N3GZ-Workshop „Kooperationen in der Verwaltungsdigitalisierung“ in Lübeck. Falls ihr euch unsicher seid, ob eure Impulsideen in Format und Thema passt, fragt uns einfach!


Impulsvorträge

Michael Kolain (Deutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung)

Künstliche Intelligenz soll die Wirtschaft revolutionieren, den Staat effizienter machen und der digitalen Verwaltung unter die Arme greifen. Doch was ist KI eigentlich? Wie unterscheidet sie sich von herkömmlichen Computerprogrammen? Wie sollten Staat und Recht auf das Phänomen reagieren? Der Vortrag gibt einen Überblick über einige Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt „Künstliche Intelligenz als Regulierungsaufgabe“ des Programmbereichs „Digitalisierung“ am FÖV Speyer.


Simon Sebastian Hunt (Kompetenzzentrum Öffentliche IT)

Ich stelle unser Impulspapier “Recht digital: Maschinenverständlich und automatisierbar – Impuls zur digitalen Vollzugstauglichkeit von Gesetzen” mit einem Vorschlag für einen Gesetzgebungsprozess für maschinenverständliche Gesetze vor, die insbesondere die (Teil-)Automatisierung von Verwaltungsvorgängen erleichtern sollen.


Jan Etscheid (Zeppelin Universität)

Im vergangenen Jahr war ich als Hauptverantwortlicher an einem Gutachten zu Anwendungsfeldern künstlicher Intelligenz im öffentlichen Sektor beteiligt, das demnächst veröffentlicht wird. Aus diesem Gutachten heraus möchte ich Ergebnisse herausgreifen und Anwendungsfälle darstellen, welche in Workshops mit Mitarbeitern der Verwaltung erarbeitet wurden.


Michael B. Strecker (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz)

Daten sind der Rohstoff für Künstliche Intelligenz. Die Debatte um die Rechte an Ihnen hat sich vom “Dateneigentum” zum “Datenzugang” verlagert. Zahlreiche Beiträge in der Wissenschaft widmen sich einzelnen Zugangsbegehren (business-to-business, business-to-government oder government-to-business). Dieser Beitrag soll ein ganzheitliches Bild zeichnen und etwaige Wechselwirkungen eruieren.


Hortense Fricker (FU Berlin)

Mein Vortrag wird die Grundlinien meiner Masterarbeit zum Thema “Automated decision-making in the public sector” vorstellen. Ich untersuche den Einsatz von KI – und insbesondere die “automated” oder “augmented” decision-making processes – in öffentlichen Verwaltungen und die Herausforderungen, die sich daraus in Bezug auf Verantwortung, Transparenz und Ethik ergeben. Ich möchte wissen, wie sich die Dienstleistungen des öffentlichen Sektors durch die Einführung “artificial agents” in den Entscheidungsprozess auswirken und ob es Kontrollmethoden gibt, um ihre Tätigkeit zu regulieren.


Tageswechsel


Henry Wittke (Helmut-Schmidt-Universität)

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) erfuhr innerhalb der letzten Jahre disziplinübergreifend einen immer höheren Stellenwert – auch für den Staat. Der Vortrag soll behandeln, wie hoch sich dieser Stellenwert für die öffentliche Verwaltung darstellt. Was meinen wir in diesem Zusammenhang überhaupt mit KI? Wo genau sollen entsprechende Systeme zum Einsatz kommen und welchen grundlegenden Anforderungen unterliegen sie? Welches Handeln ist hinsichtlich aktueller Spannungsverhältnisse zwischen Prinzipien eines nachvollziehbaren bzw. transparenten Verwaltungshandelns und der Undurchsichtigkeit vieler KI Anwendungen empfehlenswert? Wie lässt sich insgesamt das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken durch die Technologie bewerten?


Basanta Thapa (Kompetenzzentrum Öffentliche IT)

Ich stelle auf Grundlage meiner Expertise “Predictive Analytics and AI in Governance: Data-driven government in a free society” einige kritische Aspekte der Verwaltungsautomatisierung aus Perspektive des politischen Liberalismus zur Diskussion.


Björn Mohr

Künstliche Intelligenz dient als Projektionsfläche für Utopien und Dystopien zugleich. Um jedoch zu einer differenzierten Bewertung zu gelangen, müssen wir die jeweilige Anwendung in Ihrem spezifischen Kontext betrachten. Für eine solche ex ante-Evaluation will ich geeignete Kriterien und Maßstäbe vorschlagen und zur Diskussion stellen.


Viktoria Herold (Uni Heidelberg)

Mein Vortrag wird sich mit der Frage auseinandersetzen, wie demokratische Kontrolle und demokratische Verantwortung beim Einsatz algorithmischer Entscheidungssysteme in der öffentlichen Verwaltung gewährleistet werden können und warum beide Aspekte in rechtlicher Hinsicht zentral für den Automatisierungsdiskurs sind.
Ein Fokus wird statistikbasierten (selbst)lernenden Entscheidungssystemen zukommen.
Ich werde hierbei Teilergebnisse und offene Fragen meiner Dissertation zum Thema “Demokratische Legitimation automatisiert erlassener Verwaltungsakte” zur Diskussion stellen.


Aline Franzke (Uni Duisburg-Essen)

Ich werde von “Data Ethics Decision Aid” erzählen, einem Entscheidungstool für öffentliche Verwaltungen, das in Kooperation mit der Utrecht Dataschool und Gemeinde Utrecht entwickelt wurde und von der Dachorganisation niederländischer Gemeinden für ihre datengetriebenen Projekte verwendet wird . Es richtet sich an Teams und soll sowohl über ethische Herausforderungen informieren als auch bei Entscheidungen helfen.


Derya Catakli (Uni Speyer)

Algorithmenbasierte Entscheidungsformen in der Verwaltung begegnen zahlreichen rechtlichen Bedenken. Transparenz- und Kontrollfragen werden dabei zumeist aus materiellrechtlicher Sicht beleuchtet. Aufgrund des hoheitlichen Charakters der Entscheidungen kommt jedoch prozessualen Fragen – anders als zwischen privaten Akteuren – oft eigenständige Bedeutung zu. Mein Beitrag beleuchtet ausgewählte Aspekte des Verwaltungsverfahrensrechts und dient der Öffnung der Diskussion über Verfahrensfragen im digitalen Zeitalter.


Der Anlass

Die Tagung findet als Satellitenveranstaltung im Anschluss an das 9. Speyerer Forum zur digitalen Lebenswelt zum Thema “Regulierung Künstlicher Intelligenz in der Europäischen Union zwischen Recht und Ethik” statt.

Wir danken der DUV Speyer für die Zusammenarbeit und Unterstützung unserer Tagung.


Tagungsleitung

Die wissenschaftliche und organisatorische Leitung der Tagung liegt bei Derya Catakli (DUV Speyer) und Basanta Thapa (ÖFIT). Meldet euch gerne bei uns, wenn ihr Fragen habt!


Programm

Freitag, 7. Februar

15:30 – Ankommen bei Kaffee & Teilchen

16:00 – Begrüßung & Kennenlernen

16:30 – Vorträge und Diskussionen

19:00 – gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein

Samstag, 8. Februar

9.00 – gemeinsames Frühstück in der Taberna der Uni Speyer

9:30 – Vorträge und Diskussionen

12:00 – Kaffeepause

12:30 – Abschlussrunde

14:00 – Schluss

Fotos: Derya Catakli, Basanta Thapa, Henry Wittke

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