Im Visier: Thomas Balbach

Wer sind die Menschen in unserem Nachwuchsnetzwerk? Diese Frage beantworten wir mithilfe eines kleinen Fragebogens, den auch du als Mitglied ausfüllen kannst.

Heute lernen wir Thomas Balbach von der KU Leuven kennen.


Wer bist du und wie hast du mit dem Thema Digitale Verwaltung zu tun?

Ich bin Thomas Balbach, ursprünglich aus Erding, Bayern. Ich forsche als Doktorand an der KU Leuven zur öffentlichen Beschaffung. Die digitale Verwaltung muss immer auch beschafft werden. Am Anfang und Ende des E-Government steht oft ein Vertrag mit Beratungsfirmen, Systemhäusern oder Software-Anbietern.

Wie erklärst du deiner Oma, was du machst?

Ich helfe der öffentlichen Verwaltung, indem ich mich mit ihr intellektuell auseinandersetze. Ich lese und denke tief und lange darüber nach, wie sie funktioniert. Dann verwende ich so viel und so hochwertige Daten wie möglich, um unser Wissen zur Verwaltung zu überprüfen.

Wie bist du zur Digitalen Verwaltung gekommen?

Ich habe in Brüssel bei einem Startup für Bürgerbeteiligungssoftware meinen ersten Job bekommen. Da wurde mir erst klar, dass es – damals – in vielen deutschen Gemeinden keine digitale Verwaltung gab.

Was begeistert dich im Themenfeld so richtig?

Mich begeistert derzeit die qualitative und konzeptionelle Forschung von Colin van Noordt zu Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz im öffentlichen Sektor.

Mich fasziniert auch die Forschung zur Verwaltungslast (administrative burden) in den USA, wo digitale und proaktive Leistungserbringung benachteiligten Menschen hilft, ihren Anspruch auf Leistungen zu realisieren.

Was frustriert dich bei der Digitalen Verwaltung?

Ich musste erst letztes Jahr bei einer Behörde in München anrufen und Briefe schicken, damit sie meinen Online-Antrag mit Personalausweis-Authentifizierung bearbeiten. Die Behörde wollte mir einen Auszug nicht per Post zustellen. Ich solle den Auszug von Verwandten vor Ort nochmal beantragen und abholen lassen.

Mich frustriert also, dass es in Behörden oft zu wenig Management und Führung gibt. Wenn die Diensterbringung vor Ort schlecht gemanagt und führungslos ist, dann werden die vielen rechtlichen, finanziellen und technischen Mittel, die von Außen in die digitale Verwaltung gesteckt werden, vergeudet.

Was war in letzter Zeit dein größter E-Gov-Aha-Moment und warum?

Ein Kollege von mir kommt nicht aus Europa und muss sehr oft zum Amt. Er hat einfach eine viel größere Verwaltungslast als ich. Sein Fall passt oft nicht ins Raster, und da hilft es, wenn er mit der Behörde digital kommunizieren und nachvervolgen kann, wie es mit seinen Anträgen steht.

Durch seine Geschichte habe ich verstanden, dass digitale Kommunikationskanäle und Nachverfolgungsmöglichkeiten für Menschen mit hoher Verwaltungslast ein Segen sein können.

Welche/r Film/Buch/Serie/Spiel ist für dich eine innere Referenz für Digitale Verwaltung und warum?

State of Happiness (auf Norwegisch: Lykkeland) ist eine Serie über die sozio-ökonomische Entwicklung der Stadt Stavanger. Mehrere Verwaltungsebenen und der Stadtrat arbeiten in ungleicher Partnerschaft mit Ölunternehmen zusammen, um Sicherheitsstandards und Wohlstand zu schaffen.

Digitale Verwaltung ist auch ein Zusammenspiel von Behörden, Politik und Auftragnehmern. Wie in Lykkeland haben Menschen unterschiedliche Interessen und Prägungen, und niemand hat Gewissheit über den Ausgang großer Projekte und Entwicklungen.

Welche Frage würdest du den E-Government-Entscheidern unseres Landes gerne mal stellen?

Was halten Sie von einem Rat der Verwaltungsweisen? Ganz nach dem Vorbild des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Welche “Maschine” sollte unbedingt für digitale Verwaltung von morgen erfunden werden?

Es sollte unbedingt eine Maschine erfunden werden, die Nutzungsdaten von Verwaltungsleistungen aufzeichnet und korrekt aggregiert. Diese Nutzungsdaten sollten dann bei den statistischen Landes- oder Bundesämtern für die Verwaltungsforschung verfügbar gemacht werden. Wenn “digitale Verwaltung von morgen” bedeutet, dass sie besser als die heutige ist, dann braucht es Einsicht und Reflektion – am besten Verwaltungswissenschaft.

Warum bist du bei N3GZ dabei?

Weil es toll ist, sich offen und ehrlich mit anderen Fachleuten auszutauschen. Zu oft steht ein Gewinnmotiv oder auch nur ein Gewinnverdacht im Hintergrund. Oder man darf nichts öffentlich sagen.

An welches schöne N3GZ-Erlebnis erinnerst du dich gerne?

Die Session zur Handlungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung in Deutschland von Lana Bensiek und mir. Es waren so viele Leute vom Bund und den Ländern da. Das war super!


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