Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Future4Public.online.
Ein sonniger Biergarten irgendwo in Deutschland. An zwei langen Tischen sitzen junge, lebhaft diskutierende Menschen. Gesprächsfetzen mit Begriffen wie „Registermodernisierung“, „OZG“ und „Verwaltungsverfahrensgesetz“ treten hervor. Jemand ruft „Mit fünf Blockchains!“, Gelächter folgt.
Derartige Szenen sind Zweck und Lebenselixier des N3GZ Nachwuchsnetzwerk Digitale Verwaltung. Das Netzwerk mit dem sperrigen Namen bringt Nachwuchskräfte zusammen, die sich in irgendeiner Weise mit Digitaler Verwaltung beschäftigen. Ausdrücklich sollen dabei verschiedene Ausbildungshintergründe – etwa Informatiker*innen, Jurist*innen und Verwaltungswirt*innen – und verschiedene Sektoren – zuvorderst Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft – zusammenkommen und in Austausch treten. Dabei geht es immer um das Knüpfen persönlicher Kontakte, Einblicke in andere Bereiche, geteiltes Wissen und gemeinsames Lernen.
Alles ehrenamtlich
Inzwischen sind über 300 Nachwuchskräfte Mitglied im Netzwerk, wozu die kostenlose Registrierung auf der Webseite ausreicht. Die Mitgliedschaft reicht vom Verwaltungshochschul-Erstsemester über die OZG-Consultant bis zur Professorin, die sich dem Thema und der Nachwuchsförderung verbunden fühlt. Die N3GZ-Mailingliste – das zentrale Kommunikationsmittel des Netzwerks – hat über 600 Abonnent*innen. Über die Mailingliste schwirren natürlich Veranstaltungshinweise und Stellenangebote. Ihre wirkliche Stärke zeigt die Liste aber bei Fragen. Zuverlässig findet jede noch so exotisch scheinende Frage kundige Antworten oder persönliche Empfehlungen zu einschlägigen Kontakten. So folgten auf den Ruf „Wer weiß etwas zum eGov-Campus?“, dem damals noch rätselbehaftetem Verwaltungsinformatik-Onlinekurs des IT-Planungsrats, schnell fast ein Dutzend Meldungen von Menschen, die den Campus mitaufbauten.
Eigene Räume für Nachwuchskräfte
Das offizielle Gründungstreffen von N3GZ fand im Juni 2019 mit einem Design-Thinking-Workshop zu den „großen Fragen“ der Verwaltungsdigitalisierung im Innovationslabor des Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni Münster statt. Der Gründungsimpuls entsprang der Wissenschaftler*innenkonferenz des NEGZ neun Monate zuvor in Kiel. Im Nationalen E-Government Kompetenzzentrum e.V. (NEGZ) versammeln sich einflussreiche Organisationen und Personen der deutschen E-Government-Szene. Weil Veranstaltungen mit Lehrstuhlinhaber*innen, Staatsekretär*innen und Beratungs-Seniors zwar sehr spannend, für Nachwuchskräfte aber oft auch einschüchternd und von fragwürdigem Mehrwert sind, lag die Idee eines eigenen Nachwuchsnetzwerks nahe. Dieses organisiert sich unter dem Dach des NEGZ, aber mit eigener Marke, Tonalität und Aktivitäten. So profitiert das Nachwuchsnetzwerk auch von den im NEGZ versammelt Ressourcen, wenn beispielsweise NEGZ-Mitglieder Veranstaltungseinladungen über ihre Netzwerke verteilen oder Mitgliedsorganisationen Räume zur Verfügung stellen.
N3GZ organisiert sich ehrenamtlich, weshalb bei den Aktivitäten das Prinzip „Alles kann, nichts muss.“ gilt. Umgesetzt wird, wofür sich genug Menschen begeistern lassen. Hin und wieder schreibt jemand einen fachlichen Beitrag für den N3GZ-Blog, mit Analysen, Empfehlungen oder Überblicken zur Verwaltungsdigitalisierung. Manchmal übernehmen Nachwuchskräfte für eine Woche den N3GZ-Twitterkanal. Das von jedem bearbeitbare eGov-Wiki sammelt etwa Kongresse, Studiengänge und Innovationslabore zur Digitalen Verwaltung. Das Wiki mag oft schlecht gepflegt sein, ist aber dennoch eine wertvolle Informationsquelle für Neueinsteigende.
Regelmäßige Treffen
Mitglieder des Netzwerks halten auch N3GZ-Workshops auf Konferenzen wie dem Fachkongress des IT-Planungsrats oder der Smart Country Convention. Ehrenamtliche organisieren unter N3GZ-Flagge Tagungen zu Themen, die sie umtreiben, etwa zu Künstlicher Intelligenz und Automatisierung in der Verwaltung an der Uni Speyer sowie zu Kooperationen in der Verwaltungsdigitalisierung beim Joint Innovation Lab in Lübeck. Bei allen Veranstaltungen stehen Nachwuchskräfte im Rampenlicht, denn ihnen mailen andere Nachwuchskräfte ohne Scheu einen Einzeiler und rufen sie ohne Scham mit ahnungslosen Fragen an. So versucht N3GZ nützliche Netzwerke zu knüpfen.
Mitglieder des Netzwerks halten auch N3GZ-Workshops auf Konferenzen wie dem Fachkongress des IT-Planungsrats oder der Smart Country Convention. Ehrenamtliche organisieren unter N3GZ-Flagge Tagungen zu Themen, die sie umtreiben, etwa zu Künstlicher Intelligenz und Automatisierung in der Verwaltung an der Uni Speyer sowie zu Kooperationen in der Verwaltungsdigitalisierung beim Joint Innovation Lab in Lübeck. Bei allen Veranstaltungen stehen Nachwuchskräfte im Rampenlicht, denn ihnen mailen andere Nachwuchskräfte ohne Scheu einen Einzeiler und rufen sie ohne Scham mit ahnungslosen Fragen an. So versucht N3GZ nützliche Netzwerke zu knüpfen.
Das Teilen von Ideen, Wissen und Erfahrungen ist großartig, doch strenggenommen ist es nur der Anlass fürs Zusammenkommen und für Gespräche. Deshalb richtet N3GZ auch Treffen ohne Tagesordnung aus. Gerne Kneipenabende am Rande von großen Konferenzen, bei denen die Szene aus ganz Deutschland zusammenkommt. Aber auch lokale Treffen in Bars und Biergärten einzelner Städte wie Erfurt oder Berlin und natürlich virtuelle Hangouts wie die gemeinsame Weihnachtsfeier 2020 mit dem NExT-Netzwerk.
Spielwiese und Netzwerkorganisation
N3GZ will eine Spielwiese sein. Nichts muss perfekt sein oder auf Anhieb funktionieren. So darf sich bei der Moderation der Meetups jeder gerne ausprobieren. Ein generisches Drehbuch hilft, völligen Schiffbruch zu vermeiden. Die letzte Ausgabe des neuen Formats „N3GZ Lesekreis“ hatte nur vier Teilnehmende – aber diese vier hatten einen intensiven Austausch. Für einen N3GZ Podcast unter dem Dach des eGovernment-Podcast sind alle Vorbereitungen getroffen, es muss sich nur noch jemand für eine erste Folge aufraffen. Das N3GZ Kolloquium für Studien- und Abschlussarbeiten startet nächste Woche. Mal sehen, wie es angenommen wird. Wenn nicht, auch nicht schlimm. Diese entspannte Grundhaltung soll ermutigen, befähigen und vor allem Spaß machen.
N3GZ versucht sich tatsächlich als Netzwerk zu organisieren, ohne feste Ämter oder gewählten Vorstand. Für die Organisation dient ein offenes Netzwerk, so dass Prozesse transparent und jederzeit für neue Mitstreitende offen sind. So gibt es keine geschlossenen Zirkel und das Netzwerk heißt neues, punktuelles Engagement willkommen. Auch der Kreis besonders engagierter Personen, die Strukturen pflegen und immer wieder zum Engagement einladen, ist offen und variabel.
Wer also Freude am lockeren, kollegialen Umgang mit anderen Nachwuchskräften der Digitalen Verwaltung, keine Scheu vor dummen Fragen und Lust am Ausprobieren hat, ist bei N3GZ ganz richtig. Die nächste Gelegenheit zum Reinschnuppern findet sich stets auf www.n3gz.org.
Basanta E.P. Thapa arbeitet am Kompetenzzentrum Öffentliche IT als Wissenschaftler zur Digitalisierung des öffentlichen Sektors. Er hat Verwaltungs- und Politikwissenschaft sowie VWL an den Universitäten Münster und Potsdam studiert und unter anderem an der Hertie School, dem European Research Center for Information Systems und der TU Tallinn geforscht. Er zählt zu den Gründern und dem aktiven Kern des N3GZ Nachwuchsnetzwerk Digitale Verwaltung.